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Unterwegs mit dem Kraftrad
(Kambodscha, 2006)

Kambodscha bietet hervorragende Voraussetzungen fuer anspruchsvolle Motorradtouren: lange unbefestigte Strassen durch ansehnliche Landschaft, Stadtverkehr, den man mit einigem Geschick meistern kann (im Gegensatz zu Saigon) und Motos verschiedener Groessen zur guenstigen Ausleihe.


Mein Kraftrad und ich - den Helm habe ich natuerlich nur fuers Foto abgesetzt.

Das ist nicht nur eine willkommene Abwechslung nach Tausenden Kilometern in Bus und Bahn, sondern die wahrscheinlich beste Art ueberhaupt, um das Land zu erkunden. Wir haben uns diesmal fuer grosse japanische Gelaendemaschinen mit 6-Gang-Getriebe entschieden, die man fuer 7 Dollar pro Tag mitnehmen darf.


Honda AX-1 - die voll korrekte Enduro fuer Kambodscha, hier bei einer Reinigung, die dringen noetig gewesen war...

Ein bisschen Erfahrung im Fuehren von Kraftraedern sollte man allerdings schon gemacht haben, bevor man sich mit den Bikes auf den Feldweg begibt. Ich glaube ja, dass eine gewisse Praxis mit der guten alten S-51 dazu befaehigt, fast jedes Motorrad zu fahren. Mit der Simson erlente man kuppeln, schalten, schrauben, kickstarten usw. quasi von der Pike auf (moderne Strassenmopeds haben indessen nur noch halb so viele Hebel und Knoepfe). Wenn man denn also ein "experienced driver" (O-Text Guidebook) ist, gibt es fast keinen OIrt mehr, wegen dem man absteigen muesste, um ihn zu erreichen - sogar Restaurants platzieren eine Ausgabe ihrer Menuekarte meistens so, dass man sie gleich von der Strasse aus inspizieren kann.


trockener Sand faehrt sich fast wie Schlamm, dafuer faehrt sich nasser Sand (den es in Kuerze geben wird, man beachte die Wolken) wie trockener Schlamm....


Der Weg zur Bokorstation - 40 Kilometer Herausforderung fuer Fahrer und Stossdaempfer (Tino erweist sich als experienced driver)

Ein Motorrad zu warten ist auch (oder gerade) ohne Zen eine hohe Kunst. Reifendruck und Kettenspannung pruefen und nachregeln, Kette schmieren und ohne Werkzeug im Gelaende aufziehen, Standgas einstellen und Ganghebel aufbiegen, und und und - die Liste moeglicher Probleme ist endlos, wie die der Fehlermeldungen bei Windows. Da Mopeds und Motorraeder in Kambodscha DAS Fortbewegungsmittel schlechthin sind, ist auch fast an jedes dritte Haus eine Motowerkstatt angeschlossen. Dort wird einem gegebenenfalls fachkundig und einfrallsreich geholfen (die Werkstattleute kennen sich so exzellent mit den Mopeds aus, dass sie so ein Ding komplett auseinander- und wieder zusammenbauen koennten. In der 125cc-Klasse gibt es in Suedostasien aber auch nur etwa fuenf verschiedene Modelle, die allesamt Klone der "Honda Wave" sind).


Moped zum selbst bauen: neuer Kickstarter gefaellig?

Das Schwierigkeitslevel all dessen, was ich bisher geschildert habe, wird nochmal entscheident erhoeht, wenn man die Tour waehrend der Regenzeit (jetzt) unternimmt. Staubige "Dirtroads" sind dann endlose Schlammpfuetzen, Bruecken und Asphaltstuecke werden von Schlamm verschmiert zu klitschigen Rutschpartien und man bekommt leicht Schmutzklumpen und tieffliegende Insekten in Gesicht und Augen (es ist mir bisher nicht gelungen in Phnom Penh einen Helm mit "durchsichtigem" Visier aufzutreiben). Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass man noch schmutziger sein kann, als nach einem Tag Motocross durch tiefen Schlamm, wir mussten teilweise aufpassen, dass der Duschabfluss nicht verstopft.



Aber selbst bei widrigen Umstaenden bleibt das Easy-Rider-Feeling nicht aus und es gibt kaum etwas Schoeneres, als mit zusammengekniffenen Augen zwischen Reisfeldern in den Sonnenuntergang zu "riden".

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