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Delhi: Kinobesuch mit Hindernissen, Visa fuer Vietnam und Weiterreise
(Indien, 2008)

Morgen frueh um 7:30 Uhr setze ich mich in den Zug, um von Delhi nach Kolkata (Calcutta) zu fahren bzw. kann ich mich in diesen Zug setzten, da ich seit wenigen Stunden meinen Reisepass mit vietnamesischem VISA in Haenden halte. Aber mal lieber der Reihe nach...

Nach meinem zweitaegigen Kampf mit der vietnamesischen Botschaft hier in Delhi fuer ein VISA, war mir echt nach einer kleinen Auszeit. Einen Kinobesuch hielt ich daher vorgestern Abend fuer die richtige Abwechslung, um diesen ganzen Stress hinter mir zu lassen und ein wenig zu entspannen. Leider zeigte sich bei Ankunft am Kino, dass ich mir das zu einfach vorgestellt hatte.

Ich wurde naemlich kurz vor meinem Ticketkauf darauf aufmerksam, dass es so gut wie nur erlaubt ist, mit der Kleidung, die man auf dem Koerper traegt, das Kino zu betreten.


Verbotsliste eines Kinos in Delhi.

Bei den meisten Sachen dieser Liste mag man ja durchaus einsehen, dass diese nicht in ein Kino gehoeren bzw. man sie dort eh nicht braucht, also darauf verzichten kann.
Das Problem einer Hand voll Touristen ergab sich in dem Moment allerdings daher, dass von diesen Regelungen keiner etwas wusste und jeder mit seinem Rucksack, Kamera und Wertsachen vor dem Kino stand, da man diese natuerlich so gut wie in keiner Unterkunft zuruecklassen sollte. Manche hatten sogar schon ein Ticket gekauft.

Da sich die Security sehr unnachgiebig zeigte, gingen manche enttaeuscht wieder ihrer Wege, manche fingen an zu diskutieren. Ich war im Zwiespalt. Zum einen hatte ich ungeheure Lust, mir den Indiana-Jones-Streifen reinzuziehen. Zum anderen hatte ich aber nach meiner Botschaftserfahrung absolut keine Lust auf irgendwelche Diskussionen oder auch nur kleinste Anzeichen von Stress.

3 Dinge brachten mich aber dann doch noch einmal so in Fahrt, dass ich mich auf eine kaempferische Diskussion mit den Angestellten einliess, die mir letzten Endes nur mit Hilfe einer Drohung Zugang zum Kino verschaffte.

Die erste Sache, die ich eigentlich fuer einen Witz hielt, aber wirklich so gedacht war, war die Tatsache, dass man seine Tasche ja zur Beaufsichtigung abgeben koenne. Ja aber nicht irgendwo im Nobelkino mit unzaehligem Sicherheitspersonal, sondern an einem Strassenstand fuer Kaltgetraenke und Zigaretten. Rucksack, Kamera, eventuell weitere Wertsachen in Indien an der Strasse abgeben - wie bitte?

Eine weitere Sache regte mich ziemlich auf und brachte mich zugegebener Massen weiter in Fahrt. Mir wollten sie den Rucksack verbieten, aber "lady bags" liessen sie zu. Und ich sah da riesige Handtaschen ohne Kontrolle ins Kino spazieren!

Als ich dann fast schon aufgeben wollte, aber ploetzlich sah, wie sie die Touristen mit den bereits erworbenen Tickets und Kamera ins Kino liessen war es mal wieder ZUVIEL! Ich forderte Gleichbehandlung!
Als man sich auch dann nicht nachgiebig zeigen wollte, fiel mir nichts anderes mehr ein, als damit zu drohen, fuer das Kino richtig Probleme zu verursachen, indem ich mich an die Polizei wenden wuerde. Bei den Verboten handelte es sich naemlich um eine offizielle Delhi-Regelung wie man mir zuvor erklaert hatte und dagegen wurde ja offensichtlich gerade mehrfach verstossen.

Nachdem ich dann all meine Wertsachen an mich genommen hatte, meinen leeren Rucksack wirklich beim Strassenhaendler zur Aufbewahrung abgegeben hatte, meine Kamera vorgefuehrt und die Batterien an der Kinokasse abgegeben hatte, durfte ich mich ca. 10 Minuten nach Filmstart endlich in den sehr bequemen Sessel, im gut klimatisierten Saal zu unterhaltsamen 2 Stunden niederlassen...


Mein VISA fuer Vietnam.

Heute, am spaeten Nachmittag war es endlich soweit. Ich konnte meinen Pass mit VISA fuer Vietnam entgegennehmen. Uebergluecklich fuhr ich zurueck ins Backpackerviertel fuer einen gemuetlichen Abend, bevor ich morgen frueh meine Reise durch Indien fortsetze.

Doch halt, was war das? Haben diese Idioten und so deutlich muss ich an dieser Stelle wirklich einmal werden, ihren VISA-Aufkleber doch auf die Seite mit dem Einreisestempel der indischen Behoerden geklebt. Leider merkte ich das erst vorhin bei meiner Rueckkehr ins Guest House.

Das koennte bei meiner Ausreise aus Indien in 3 Wochen zum echten Problem werden. Ich hoffe und denke das aber nicht und bleibe entspannt.
Zum einen kann man den Stempel noch ca. 3 Millimeter an einer Seite hervorgucken sehen. Zum anderen habe ich zum Glueck noch eine Kopie der Seite mit dem Originalstempel (der aber ohnehin ziemlich unleserlich war). Auch sind die Ausreisestempel aus Nepal einwandfrei und ich habe meinen gesamten Flugplan noch vorliegen. Damit lassen sich doch wohl alle Nachweise ueber einen ordnungsgemaessen Aufenthalt fuehren, oder!?

Nach Julias und Daniels Bericht ueber ihren Kontakt mit der Ein- und Ausreisebehoerde hier in Delhi habe ich jedenfalls keine Lust, noch irgendetwas vorher zu unternehmen und werde es wohl am Flughafen einfach darauf ankommen lassen...

So, es ist spaet, morgen muss ich frueh raus und ich entschuldige mich an dieser Stelle fuer den Stil und die Art dieses Berichtes, den ich gerade nur einfach so heruntergeschrieben habe.

Ab morgen frueh um 7:30 Uhr sitze ich fuer fast genau 24 Stunden im Zug von Delhi nach Kolkata (Calcutta), eine Strecke von fast 1.500 Kilometern fuer ca. 7 Euro. Manche Dinge in Indien sind im Gegensatz zu den Geschichten oben doch sehr einfach bzw. lassen sich ohne Probleme organisieren...

Viele Gruesse, gute Nacht... Euer Andreas

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