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Hanoi - Teil 1: Politische Orientierung im oeffentlichen Raum
(Vietnam, 2008)

Da ich mit meiner Ankunft in Hanoi/Vietnam bzw. in meinen ersten Tagen hier mit einer voellig anderen Erlebniswelt konfrontiert wurde, als dass bisher waehrend meiner Reise der Fall war, moechte ich diese Erfahrung in meinem heutigen Bericht aufgreifen.

Gemeint ist damit, dass ich z.B. waehrend meiner ganzen Reise durch Indien ueberwiegend mit religioesen Sehenswuerdigkeiten konfrontiert wurde - seien es nun Tempelruinen laengst vergangener Zeiten mit hinduistischem, buddhistischem oder muslimischem Ursprung (z.B. Hampi, Hyderabad, Ajanta, Ellora, Agra) oder Orte mit aktueller religioeser Bedeutung (z.B. Pushkar, Varanasi).

In Vietnam bzw. Hanoi wird man dagegen verstaerkt mit der juengeren politischen Geschichte bzw. der politischen Dimension der gesellschaftlichen Organisation des Landes konfrontiert. Und das ist auch nicht weiter verwunderlich, da es gerade in den letzten 150 Jahren zwischen franzoesischer Kolonialherrschaft, Unabhaengigkeitskriegen, Landesteilung zwischen einem kommunistischen Norden und einem anti-kommunistischen Sueden sowie der Wiedervereinigung des Landes nach dem US-Vietnamkrieg unter kommunistischer Fuehrung in diesem Bereich die tragischsten und zugleich praegendsten Veraenderungen gab.


Staatsflagge Vietnams, die im Stadtbild sehr haeufig zu sehen ist.
P.S.: Bildverkleinerungen mit "Paint".

Eine zentrale Figur dieser Ereignisse im 20. Jahrundert und vor allem in Nordvietnam war Ho Chi Minh - Revolutionaer, Staatsmann, Premierminister und Praesident. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass sich hier an seiner Wirkungsstaette in Hanoi der sogenannte Ho Chi Minh Mausoleum Komplex mit dem Leben und Wirken des zum Volkshelden gewordenen "Onkel Ho's" (so einer seiner "offiziellen" Spitznamen) beschaeftigt.

Wichtigstes Bauwerk und Pilgerstaette unzaehliger Besucher ist das Mausoleum, in dem Ho Chi Minh aufgebahrt ist. Dann gibt es in dem gruenen Innenstadtpark des Komplexes noch das Wohn- und Arbeitshaus Ho Chi Minh's sowie das Ho Chi Minh Museum zu besichtigen. Der im gleichen Park gelegene Praesidentenpalast ist der Oeffentlichkeit nicht zugaenglich.


Mausoleum Ho Chi Minhs mit davorgelegenem Paradeplatz.

Im der gesamten Umgebung des Mausoleums sorgt Armee bzw. Polizei dafuer, dass die Besichtigenden den noetigen Respekt an den Tag legen, bestimmte verbotene Flaechen nicht betreten und die fuer die direkte Besichtigung des Aufgebahrten geltenden Regeln (z.B. Kleiderordnung, Stille, Zweierreihe,...) strikt einhalten. Um auf Fehlverhalten hinzuweisen, machen diese dann (zumindest ausserhalb des Mausoleums) kraeftigen Gebrauch von Trillerpfeifen.


Wahrscheinlich das wichtigste "Pilgerzentrum" fuer Vietnamesen, Sozialisten, Kommunisten - ...


...das Mausoleum von Revolutionaer, Staatsmann, Premierminister und Praesident Ho Chi Minh.


Wachabloesung am Mausoleum.

Ich habe mich der gesamten Prozedur einer Besichtigung hingegeben, was bedeutete, bei 35 Grad respektvolle Kleidung - also lange Hose & Co. - zu tragen, Rucksack hier, Kamera dort abzugeben, Sicherheitscheck hier und noch einmal Sicherheitscheck dort zu durchlaufen sowie sich in der langen, aber sich zuegig bewegenden Besucherschlange einzureihen.

Mein persoenlicher Eindruck danach war eher ein reserviert, enttaeuscht bis ablehnender. Ausser, dass ich keine so tiefliegende Verbindung zum aufgebahrten Ho Chi Minh habe, wie im Gegensatz die Vietnamesen mit ihm in Beziehung stehen, habe ich fuer mich persoenlich beschlossen, Aufbahrungen nach dem Tode als menschenunwuerdig abzulehnen. "Das was da lag" hatte nicht mehr viel mit einem Menschen zu tun und karikiert meiner Meinung nach den erwuenschten Respekt und die Ehre, die einer solchen Persoenlichkeit der Geschichte zukommen - wie gesagt meine eigene persoenliche Meinung.


"Onkel Ho" (so einer seiner Spitznamen) in Bronze im Ho Chi Minh Museum.


Das Ho Chi Minh Museum in Hanoi...


...bekennt natuerlich Flagge (und arbeitet mit Symbolen).

Vom Ho Chi Minh Museum war ich hingegen positiv ueberrascht. Keine Propagada-Show wie vielleicht zu erwarten oder zu befuerchten gewesen waere, sondern eine umfangreiche Zurschaustellung von Zeitdokumenten mit Erlaeuterungen, historischen Ausstellungstuecken und sehr vielen Fotos. Ja und sogar eine sehr kuenstlerisch gestaltete Etage, bei der sich die Aussagen der Objekte oder Kompositionen dieser nicht gleich auf den ersten fluechtigen Blick erschliessen.


Der Praesidentenpalast aus Kolonialzeiten fuer den Gouverneur/General von Indochina innerhalb des Ho Chi Minh Mausoleum Komplexes dient heutzutage fuer offizielle Empfaenge und ist fuer die Oeffentlichkeit nicht zugaenglich.

An so einigen Stellen in Hanoi kann man sich dann als Angehoeriger meiner oder aelterer Generationen an die "alten Zeiten" in Ostdeutschland zurueckerinnert fuehlen. Diese sind im Jahre 2008 im taeglichen Leben der Menschen und der gesellschafts-politischen Organisation der Sozialistischen Volksrepublik Vietnam's jedoch bei weitem nicht mehr so, wie es dieser Vergleich und die folgenden Bilder suggerieren. Zu Eindruecken aus dem heutigen Vietnam dann in naechsten Berichten mehr...


Strassenplakate in Hanoi.


Auch wenn es sich bei den folgenden Plakaten aus dem Stadtbild Hanois,...


...eher um die Ausstellung von Werken zeitgenoessischer Kuenstler handelt,...


...so zeigen sie auf jeden Fall die Bedeutung Ho Chi Minhs in der Geschichte und...


...die gesellschaftlich-politsche Orientierung im Land bzw. der Sozialistischen Republik Vietnams.


Das es sich in Vietnam allerdings auf keinen Fall um ein strenges sozialistisch-kommunistisches Regime handelt, wie diese Bilder glaubend machen koennten, sondern eher um eine modern-liberale aber eben sozialistische Republik, zeigt das Bestehen von Laeden wie diesem.

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