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Mord im Lhasa-Peking-Express
(China, 2007)

Gleich vorweg: es gab keinen Mord im Zug, das hat nur so gut in den Titel gepasst... Dafuer tritt erneut der uebliche Verdaechtige Tibets auf, das Attribut des Hoechsten: Der Lhasa-Peking-Express ist nach seiner - von vielen nicht fuer moeglich gehaltenen - Fertigstellung zu Anfang diesen Jahres der hoechste Zug der Welt. Mit enormen Aufwand und der Aussicht, sich mit geschwellter Patriotenbrust vor die Weltoeffentlichkeit zu stellen, haben chinesische Ingenieure und tibetische Arbeiter dieses "Ding der Unmoeglichkeit" auf die Beine gestellt.


Bahnhof Lhasa, das moderne (angeblich architektonisch dem Potala nachempfundene) Gebaeude koennte so auch am Frankfurter Flughafen stehen, die Bahnabfertigung ist ohnehin eher im Stile eines Airports. Der Blick zurueck nach Lhasa macht nach so vielen Wochen ein bisschen wehmuetig.

Nicht alle sind uebrigens so begeistert von dem Projekt, da es mit einem Schlag die Infrastruktur derart veraendert, dass die Ansiedlung von Chinesen und deren kommerzielle Aktivitaeten potenziert von statten gehen koennen. (Der Dalai Lama spricht von einer ernsten Bedrohung der tibetischen Kultur.) Im Gegenzug wird es fuer einfache Tibeter erschwinglich in der 3. Klasse mal einen Ausflug ins "Mutterland" zu unternehmen.


Die reise dauert 48 Stunden, deshalb ist wenigstens in der ersten Klasse ("Soft Sleeper") ein Bordrestaurant vorhanden, das Angebot ist recht mau dafuer die Zugbegleiter so zahlreich wie untaetig. Wir haben zwei "upper beds" okkupiert, dort ist auch noch eine Nische, worin unsere betraechtlichen Gepaeckvolumina Platz finden...


Aus dem Restaurant verfolgen wir die vorbeiziehende Landschaft, erst Uebermorgen um diese Tageszeit werden wir ankommen. Am zweiten Tag gewinnt Anja drei mal in Folge im Jambo, danach habe ich das Restaurant gemieden.

Am ersten Reisetag gewinnt man eine realistische Vorstellung von den endlosen Weiten Tibets, dabei schraubt sich der Zug wieder auf ueber 5000m in die Hoehe.


Die Landschaft ist - gelinde gesagt - nicht sehr wechselhaft. Hier am Bahnsteig einer nordtibetischen Provinzstadt, deren Name man so schnell vergisst, wie man ihn gesagt bekommt. Dafuer haben wir uns im Abteil gruendlich eingenistet und jegliche Unterhaltungs- und Zerstreuungsmoeglichkeit wahrgenommen:



Die Kosten fuer die Zugstrecke gehen in die Milliarden, die fuer den Uebersetzer der englischen Hinweisschilder duerften bedeutend geringer ausgefallen sein.... aber ueber englische Hinweisschilder in China werde ich wohl demnaechst mal einen eigenen Eintrag platzieren muessen.


never ever extend your parts!

Alles in allem eine lange und interessante Zugfahrt. Dabei war die Beobachtung der aeusseren Landschaft kaum weniger aufschlussreich, als die der Mitreisenden chinesischen und tibetischen Buerger. Auf so engem Raum werden die unterschiedlichen Gewohnheiten besonders signifikant (um es mal vorsichtig auszudruecken), eine Zwei-Tage-Tour in der dritten Klasse ersetzt wahrscheinlich einen kompletten mehrwoechigen China-Urlaub.

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