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Konfuzius (aus Shandong)
(China, 2007)

Eine halbe Tagesreise suedlich von Peking liegt die Provinz Shandong, abgesehen von der aufstrebenden Kuestenstadt Tsingtao (einst fuer eine Weile deutsche Kolonie und heute Sitz der groessten und besten chinesischen Brauerei) begeben sich nicht allzu viele westliche Touristen in dieses Gebiet. Bereits wenn man den Zug nach Tai An (eine kleine 700.000-Einwohner-Stadt mitten in Shandong) besteigt verringert sich die englische Beschilderung proportional zur relativen Menge der Menschen, die Englisch sprechen koennen, also verschwindet quasi. Kopf auf die Haende legen und Schnarchgeraeusche machen gilt jedoch auch in China als klare Aufforderung "bringen sie mich zu einem Hotel!" (genauso wie mit einem imaginaeren Stift auf die Handflaeche schreiben heisst: "die Rechung bitte!" - als Zahlen haben sich ja zum Glueck auch im fernen Osten die arabischen durchgesetzt)

Erstes Shandong-Highlight: Qufu - der Wohn- und Lehrort des bekannten chinesischen Philosophen Konfuzius.


Konfuzius und der Blick in einen der zypressenhaltigen Vorhoefe des enormen Konfuzius-Tempels von Qufu.

Bereits im 5 Jh.v.Chr. (also deutlich vor Platon und Aristoteles) hat Konfuzius seine Ueberlegungen zum Aufbau einer stabilen Gesellschaft an den Mann gebracht. Die harmonische Gesellschaft basiert auf einem mehr oder weniger detailierten System von Hierarchien verschiedener Gruppen. Jedem Mitglied einer bestimmten Gruppe ist es, auch wenn diese niedriger gestellt ist als eine andere, moeglich sein Gesicht zu wahren, wenn er sich so verhaelt, wie es ihm zukommt. Kein Platz ist in den konfuzianischen Lehren fuer besondere individuelle Interessen und Rechte, diese ordnen sich dem Gemeingut, der harmonischen Gesellschaft, der allgemeinen und stabilen Ordnung unter. Der Konfuzianismus ist ein Resultat langwieriger kriegerischer Auseinandersetzungen und staendiger Unsicherheit und bis heute ist die Angst der Chinesen vor dergleichen Zustaenden scheinbar groesser als das Verlangen nach weitreichenden Indvidualrechten.


Tempel auf den ehemaligen Aprikosenterassen, wo Konfuzius seine Schueler in, na sagen wir "praktischer Philosophie" unterrichtet hat (wie ein paar Jahrzehnte spaeter Platon in der Akademie). Daneben ein Wandelgang des Tempels in dem die Chinesen gerne kleine Praesente verteilen die scheinbar auch zur Verwirklichung ganz eigennuetziger Wuensche geeignet sind (rechts ein besonders triviales Beispiel).

Konfuzius heisst wohl so etwas wie "Meister Kong" und dieser ist der Ahnherr einer recht zaehen Sippe, der Kongs. Diese haben nachher sukzessive den grossen Konfuziustempel erbauen lassen. Erst der Sieg der Kommunisten hat die ununterbrochene Residenz der Kongs in Qufu unterbrochen (der Kong-Chef floh nach Taiwan). Obwohl auch der Konfuzianismus von Mao als feudalistisch, reaktionaer usw. bekaempft worden war, erfreut er sich heute einer munteren Renaissance und selbst in ihrer Freizeit koennen es die Chinesen nicht lassen sich in Gruppen mit Gleichen zusammenzutun und gleichfarbige Muetzen aufzusetzen. Eigentlich, so koennte man meinen, sind die prinzipiellen Ideen des antiken Philosophen auch garnicht soweit weg von dem, was der Kommunismus a la Mao in der Realitaet verlangt hat, vielleicht ist der letztere aber auch gerade so geartet, weil er ein zutiefst konfuzianischer war.


Chinesische Reisegruppe im Huang-Shan-Gebirge.

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